Sehr geehrte Statistic-Traderinnen & -Trader,
ein Buch was ich gerade lese hat mich dazu inspiriert diesen Artikel hier zu schreiben. Es ist, bis dato, eins der besten Bücher was ich im Bereich des Financial Machine Learnings gelesen habe. Es handelt sich um folgendes Buch: Advances in Financial Machine Learning (Affiliate Link). Ich würde dieses Buch jedoch nur denjenigen empfehlen, die wirklich sehr fortgeschritten im Bereich des Machine Learnings unterwegs sind. Dieses Buch ist in vielen Bereichen sehr mathematisch. Arbeitet man sich jedoch rein, so ergeben sich extrem viele interessante Gedankengänge und neue Ansichtsweisen.
Eine dieser neuen Ansichtsweisen würde ich gerne hier mit Ihnen teilen. Es geht um die Verwendung von Dollar-Bars und/oder Volume-Bars und wie diese einem im Trading helfen können eine komplett neue Marktansicht zu generieren.
Was ist der aktuelle Marktstandard?
Bevor wir uns die die Systematik der Dollar-Bars anschauen möchten wir uns nochmal kurz anschauen, was der „Marktstandard“ im Trading ist. Es sind die Candle-Bars.
Sehr viel müssen wir, so denke ich, zu den Candle-Bars nicht erzählen, da diese wohl jeder im Trading verwendet. Innerhalb eines definierten Zeitfensters, z.B. 5-Minuten, 10-Minuten oder 4-Stunden, werden die jeweiligen Kurse wie, Eröffnungskurs, Schlusskurs, Höchstkurs und Tiefstkurs angezeigt. Somit ergibt sich dann eine „Kerze“ (Candle) an der wir dann ablesen können, wie sich der Markt in der definierten Zeit bewegt hat. Wer mehr über Candle-Charts lesen will findet hier weitere Informationen: Candle-Charts
Doch was ist das größte Problem an den Candle-Charts? Jeder verwendet sie! Und wenn eine bestimmte Ansicht von sehr vielen Marktteilnehmern verwendet wird, so wird es mit der Zeit umso schwerer dort noch einen statistischen Vorteil aus dem Markt zu ziehen der uns die Überrendite beschert die wir so gerne haben möchten.
Wenn wir jedoch Überrendite am Markt erzielen wollen, so müssen wir immer irgendwas erkennen bevor es andere erkennen. Um dies zu erzielen benötigt es somit einen anderen Blickwinkel auf den Markt als andere es haben. In diesem Fall können die Dollar-Bars sehr behilflich sein!
Da es extrem viele verschiedene Verwendungsmöglichkeiten für Dollar-Bars gibt, werden wir hier die Systematik der Dollar-Bars erläutern und einige Ideen in den Raum werfen. Jedoch können Sie sich, was die Kreativität der Verwendung von Dollar-Bars angeht, sich freien Lauf lassen.
Die Dollar-Bars & Volume-Bars
Was sind nun die Dollar-Bars und /oder Volume-Bars? Die Systematik beider Ansichten ist identisch. Wir nehmen uns, statt eine fest definierte Zeit, wie bei Candle-Bars der Fall, einen fest definierten Volumen- oder Dollar-Wert an, bei dem die Kerze sich entwickeln kann.
Als Beispiel: Bei einem Candle-Chart sagen wir, zeig mir die Marktbewegung innerhalb der nächsten 5-Minuten an. Bei einem Dollar-Bar oder Volume-Bar legen wir die Grenze nicht auf eine fest definierte Zeit, sondern auf einen fest definierten Dollar-Wert oder Volumen-Wert. Als Beispiel: Eine Kerze entsteht immer dann, wenn 100.000 $ (Dollar-Bar) der Aktie als Umsatz am Markt transferiert worden ist oder wenn die Aktie 10.000 Mal (Volume-Bar) gehandelt worden ist. Die Grenzen die man sich als Volumen oder Umsatz setzt, ist variabel und kann selbstständig bestimmt werden. Auch ergibt das Sinn, dass diese selbstständig angepasst ist, weil je nach Markt die Werte unterschiedlich sein sollte. Es gibt Aktien für die ist 100.000 $ Umsatz nicht sehr viel, während es Aktien gibt für die das enorm viel ist.
Jedoch ergeben sich komplett andere Sichtweisen auf dem Markt mit dieser Technik. Markt-Dynamiken lassen sich viel besser erkennen und in einem möglichen Handelssystem implementieren als es mit Candle-Charts möglich ist.
Hier eine Beispiel-Abbildung von Candle-Bars / Volume-Bars und Dollar-Bars am Beispiel des Bitcoin-Marktes:
Es ist sofort zu erkennen, dass sich die Dollar- und Volume-Bars stark von den Candle-Bars unterscheiden und einen anderen Blickwinkel auf den Markt aufzeigen.
Ideen der Umsetzung
Was können wir nun mit diesem neuen Wissen anfangen?
Der Kreativität der Verwendung sind keine Grenzen gesetzt. Je nachdem in welchem Gebiet man sich spezialisiert hat, kann man testen ob die Dollar- / Volume-Bars einem nicht geholfen hätten Situationen zu erkennen oder zu vermeiden die von Vorteil oder Nachteil gewesen wären.
Auch ist es möglich, wenn man sich mit Machine Learning beschäftigt und sich in diesem Bereich wohl fühlt, sich mit den Verteilungen zu beschäftigen die sich zwischen den Ereignissen ergeben. Man kann sowohl die einzelnen Ereignisse der Dollar-Bars analysieren und sich folgende Fragen stellen wie: Wie viele Dollar-Bars werden innerhalb von 4-Stunden generiert? Was ist die durchschnittliche Dollar-Bars-Anzahl innerhalb eines Tages? Wie groß ist die durchschnittliche Range eines Dollar-Bars oder Volume-Bars?
Auch, wie ich finde, sehr interessant ist die Analyse der Zeit zwischen den jeweiligen Ereignissen. Hieraus ergeben sich folgende Fragen: Wie schaut die Wahrscheinlichkeitsverteilung der Zeiten zwischen zwei Dollar-Bars aus? Was sind die Eigenschaften dieser Verteilung? Kann ich diese Verteilung verwenden um ein Prediction/Forecast-Model zu entwickeln?
Aus den Antworten der beiden Fragestellungen die wir oben erwähnt haben, lassen sich dann Handelsideen entwickeln und diese lassen sich dann testen und auswerten und daraufhin wird man sehen, ob man diese in eine finalisierte Handelsstrategie umsetzen kann.
Schlussworte
Was können wir nun aus diesem Artikel für uns mitnehmen?
Mit Hilfe von Dollar-Bars und/oder Volume-Bars lassen sich Einblicke in die Märkte ergattern, die man mit reinen Candle-Charts nicht hat. Somit ergeben sich eine unzählige Anzahl von neuen Möglichkeiten für die Entwicklung von Trading-Ideen und Handelsstrategien.
Am Besten ist es, wenn Sie sich die Dollar- und Volume-Bars genauer anschauen und mal analysieren ob Ihnen diese geholfen hätte und ob Sie Möglichkeiten finden diese zu verwenden, sei es für ein Einstiegssignal, Ausstiegssignal oder für die Optimierung von Risk- und Moneymanagement.
Mit freundlichen Grüßen aus Berlin
Juri Ostaschov
Statistic-Trading
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Hallo Juri, das klingt spannend und deshalb bin ich neugierig
Grüße, Lothar
Super geschriebener und informativer Artikel :-). In diesen Blog werde ich mich noch richtig einlesen
Das Thema „Eine andere Sichtweise auf den Markt: Die Dollar-Bars & Volume-Bars“ ist nicht nur faszinierend, sondern eröffnet auch spannende Perspektiven für Trader und Investoren. In einer Welt, in der die traditionelle Zeitbasiertheit von Charts oft als Standard gilt, bringen Dollar-Bars und Volume-Bars frischen Wind und bieten alternative Methoden zur Marktanalyse.
Dollar-Bars, die auf dem Handelsvolumen in Geldbeträgen basieren, ermöglichen es uns, die Marktdynamik aus einer monetären Perspektive zu betrachten. Dies kann besonders hilfreich sein, um größere Marktbewegungen zu erkennen, die möglicherweise verborgen bleiben, wenn man sich nur auf die Zeitachse konzentriert. Die Idee, dass wir die Marktaktivität nach Geldfluss statt nach Zeit messen, kann zu schnelleren und präziseren Entscheidungen führen und eröffnet neue Möglichkeiten für die technische Analyse.
Auf der anderen Seite bieten Volume-Bars eine andere Möglichkeit, das Handelsvolumen zu visualisieren. Anstatt eine gleichmäßige Zeitaufteilung zu verwenden, konzentrieren sie sich darauf, wie viel Volumen in einem bestimmten Zeitraum gehandelt wird. Dies kann dazu beitragen, Momentum und Trendänderungen effektiver zu identifizieren, insbesondere in Märkten mit unregelmäßigem Handelsverlauf.
Beide Ansätze, Dollar-Bars und Volume-Bars, fordern die traditionelle Sichtweise auf die Märkte heraus und zeigen, dass es viele Wege gibt, Finanzdaten zu interpretieren. Für Trader bedeutet dies, dass sie ihre Handelsstrategien anpassen und möglicherweise sogar verbessern können, indem sie diese alternativen Betrachtungsweisen integrieren.