Sehr geehrte Statistic-Trader und Traderinnen,

in diesem Content-Artikel wollen wir uns mit dem Thema des diskretionären Tradings und des System-Tradings auseinandersetzen.

In unserem ersten Blog-Artikel auf unserer Website haben wir uns schon damals mit den Fehlern des diskretionären Handelns beschäftigt. Diesen Artikel finden Sie hier: Die großen Trading-Fehler der Charttechnik.

Natürlich wissen so gut wie alle Leser unseres Blogs, dass wir in die Kategorie des System-Tradings zuzuordnen sind und uns dort auch wohl fühlen. Und in diesem Artikel wollen wir wenig darauf eingehen wieso dies so ist. Dies war ja nicht immer so.

Im folgenden Verlauf dieses Artikels, werden wir auch von der „Wir-Form“ in die „Ich-Form“ wechseln. Denn hier beschreibe ich, Juri Ostaschov, ein wenig meinen Werdegang und meine Erfahrungen wieso ich so trade wie ich trade.

Ich möchte hier sowohl Pro- und Contra-Argumente für beide Seiten benennen und erläutern, wieso ich von dem diskretionären Trading zu dem systematischen Trading übergegangen bin.

Ich werde hier natürlich nicht alle möglichen Punkte benennen können, sonst wird dieser Artikel sehr sehr lang. Doch ich versuche die Quintessenz bestmöglich hervorzubringen.

 

Pro- und Contra von diskretionärem Trading

Zu Beginn möchte ich noch einmal kurz definieren, was für mich „diskretionäres Trading“ bedeutet.

Diskretionäres Trading bedeutet, dass ein Mensch anhand einer subjektiven Entscheidungsfindung eine Trading-Entscheidung trifft.

Was im System-Trading ein Handelsalgorithmus übernimmt, das übernimmt im diskretionären Trading ein Mensch.

Ein Punkt der hier gerade erwähnt wurde, ist auch, meiner Meinung nach, ein sehr großes Contra: Die Subjektivität! Doch wieso?

Gute subjektive Trading Entscheidungen beruhen, wie es immer so schön in Trading-Foren oder in der Trading-Literatur gesagt wird, auf Erfahrung. Doch bedeutet das auch in der Schlussfolgerung, dass viel Erfahrung auch gute Erfahrung ist? Ich sage: Nein.

Auch im Bereich der Erfahrung muss man sehr stark differenzieren. Es ist nämlich sehr einfach an der Börse und im Trading Erfahrung zu sammeln. Gute Erfahrung, sogar nützliche Erfahrung wiederrum, ist eher selten.

Ich kann auch 30 Jahre an den Börsen aktiv sein und die „falschen“ Ansichten traden. Somit hat man zwar sehr viel „Erfahrung“, nur sehr viel wert ist diese, leider, nicht.

Es ist sehr wichtig, dass man als diskretionärer Trader lernt gute Erfahrung von schlechter Erfahrung zu differenzieren. Doch dafür müsste man Daten sammeln. Und das ansammeln von Daten wird im diskretionären Trading, so wie ich die Erfahrung gemacht habe, eher sehr selten durchgeführt.

Kommen wir zu noch einem negativen Punkt des diskretionären Tradings: Die Daten.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man im diskretionären Trading seine positiven Ergebnisse zu stark bewertet und die negativen Ergebnisse ausblendet. Was meine ich damit?

Nehmen wir ein Beispielszenario 1. Ich bin in einem Trade aktiv. Dieser Trade ist nun stark im Gewinn. Ich stelle mir die Frage: „Soll ich den Stop-Loss enger oder weiter setzen? Ich will ja, dass der Markt noch Platz hat, aber ich will auch nicht unnötig ausgestoppt werden“. Nun korrigiert der Markt ein wenig und ich entscheide mich, aus meiner subjektiven Meinung und „Erfahrung“ heraus, den Stop-Loss weniger eng zu setzen. Der Markt berührt meinen Stop-Loss nicht und steigt nochmal ein gutes Stück auf. Was sagt mir nun meine Subjektivität in diesem Moment? Sie sagt mir: „Setze den Stop-Loss in solch ähnlichen Situationen nicht so eng und dies führt zu einem guten Ergebnis“.

Nehmen wir ein zweites Beispielszenario. Das Szenario ist genauso wie im oberen. Es unterscheidet sich nur in einer Sache. Statt den Stop-Loss weniger eng zu setzen, habe ich den Stop-Loss enger gelegt und wurde ausgestoppt. Meine Subjektivität sagt mir: „Setze den Stop-Loss nicht mehr so eng“. Und somit sind diese beiden Ergebnisse aus zwei Handelsentscheidungen als Erfahrung gespeichert.

Nehmen wir mal außer Acht, dass das natürlich eine zu kleine statistische Menge ist um wirklich signifikante Schlüsse zu ziehen.

Nun gehen wir davon aus, dass wir die oben genannten Szenarien in unserem Gehirn als Erfahrung gespeichert haben.

Nun tritt wieder so ein ähnliches Szenario auf und ich setze meinen Stop-Loss weniger eng. So wie ich es aus der letzten Erfahrung geschlussfolgert habe. Nun korrigiert der Markt aber tiefer und tiefer und mir geht, im Vergleich zum anderen Stop-Loss, ein wirklich schöner Gewinn verloren.

Da ich aber die Erfahrung gemacht habe, dass man im diskretionären Trading sehr stark auf den einzelnen Trade fixiert ist, führt solch ein Szenario zu einem Unwohlbefinden und zu einer extremen Verlangsamung der Lernkurve im Trading.

Wir koppeln nämlich eine Entscheidung an das Ergebnis.

Dies ist natürlich etwas, was auch im System-Trading passieren kann, doch passiert das in diesem Trading-Stil deutlich weniger, da man auf Schlussfolgerungen auf eine höhere Datenmenge zugreift als im diskretionären Trading.

Solch ein Unwohlbefinden hat man dann auch, wenn man sich wieder in einem ähnlichen Szenario befindet. Nun weiß man aber wieder nicht, wie wir unseren Stop-Loss zu setzen haben.

Es können vier Arten von Entscheidungen und Ergebnissen zu Stande kommen:

  1. Eine schlechte Entscheidung führt zu einem schlechten Ergebnis
  2. Eine gute Entscheidung führt zu einem guten Ergebnis
  3. Eine schlechte Entscheidung führt zu einem guten Ergebnis
  4. Eine gute Entscheidung führt zu einem schlechten Ergebnis

Dies ist eine Ansicht die ich nicht erfunden habe, dies stammt aus dem Buch: Schnelles Denken, langsames Denken von Daniel Kahnemann.

Die ersten beiden Entscheidungs-Arten stellen definitiv kein Problem dar. Jeder kann aus diesen beiden Szenarien die richtigen Schlussfolgerungen ziehen.

Bei der dritten und vierten Ansicht sieht das alles etwas schwerer aus. Doch wie kann man dem entgegenwirken?

Meiner Meinung nach, nur mit einer guten Analyse mit Hilfe einer guten und großen Datenmenge. Nur dann kann man wirklich mit Hilfe einer Walk-Forward Analyse analysieren und sich anschauen wie man die dritte und vierte Entscheidung bestmöglich verhindern kann.

Natürlich ist auch das System-Trading kein heiliger Gral und wir werden auch noch auf die negativen Seiten in diesem Trading-Stil eingehen.

Doch gibt es überhaupt positive Eigenschaften am diskretionären Trading? Die gibt es tatsächlich!

Um überhaupt Erfahrungen zu sammeln, ist diskretionäres Trading ein deutlich einfacherer weg. Der Zugang zu den Brokern und auch zu allen nötigen Tools, stehen schnell zur Verfügung und man kann direkt loslegen.

Der Zugang zu kostenlosem Wissen ist recht einfach und auch im deutschsprachigen Raum findet man Informationen in Hülle und Fülle. Ob dies alles so hilfreich ist, steht auf einem anderen Blatt.

Leider ist diese große Informationsflut sowohl Fluch als auch Segen.

Segen, weil es kostenlos unglaublich viel zu lesen und anzuschauen gibt. Ein Fluch, weil man erst nach langer „Erfahrungszeit“ zu differenzieren lernt, was davon wirklich zu gebrauchen ist.

Um ein wirklich guter diskretionärer Trader zu werden, braucht man entweder das Glück einen sehr guten Verstand zu haben, der sehr gut zwischen gutem und schlechtem Input unterscheiden kann, weil man so gut wie alles hinterfragt und austestet oder einen sehr sehr sehr guten Coach der einem zeigt wie es funktioniert.

Das Problem ist sonst, dass man sich jedes Mal bei der Entscheidungsfindung in die Tasche lügt und positive Entscheidungen eines Ergebnisses deutlich höher favorisiert, als negative Ergebnisse.

Dennoch darf man auf gar keinen Fall Unterschätzen, das wirklich sehr gut erfahrene und kreative Händler eine unglaubliche Performance hinlegen können!

Viele Hedgefong-Manager haben bewiesen, wie profitabel man einen Hedgefond auch auf diskretionärer Ebene führen kann. Doch man darf nicht vergessen, dass es auch viele gezeigt haben, dass es auch sehr schwer ist. Der Wissensunterschied und die Qualität des Wissens machen es, meiner Meinung nach, am Ende aus, wer auf der diskretionären Ansicht erfolgreich wird und wer nicht.

 

Pro- und Contra im System-Trading

Aufgrund der oben genannten Problematiken, aber auch einiger mehr, bin ich, nach einer Zeit des deskretionären Handels, zum System-Trading gewechselt. Ich denke aber, dass bei mir die Affinität zum systematischen Trading schon immer eine Rolle gespielt hat.

Im Laufe meiner, ich nenne es Mal, diskretionären Zeit, hatte ich immer das Gefühl, dass ich nie wirklich richtige Antworten auf meine Fragen bekommen habe.

Als ich höhere Draw-Downs erlitten habe oder als mir große Gewinne flöten gegangen sind, aber die großen Verluste wurden mit der vollen Positionsgröße hingenommen, war immer die Antwort auf alles: „So ist das halt an der Börse“ oder „Zieh deine Schlussfolgerungen daraus und mache weiter“. Dies war, für mich zumindest, nicht zufriedenstellend.

Erst als ich mich intensiv mit dem systematischen Handel auseinandergesetzt habe, konnte ich auf viele offene Fragen Antworten finden.

Denn die größten Probleme des diskretionären Handels, finden im System-Trading keinen Anklang.

Solange man den richtigen wissenschaftlichen Ansatz hat und genug Daten, lassen sich sehr viele Fragen sehr gut beantworten.

Natürlich muss man auch hier wissen, dass sich nicht alles beantworten lässt. Aber das Bild wird deutlich klarer.

Nehmen wir hier ein Beispiel der mir auch wirklich so passiert ist.

In meiner diskretionären Zeit habe ich aktiv US-Aktien gehandelt und bin in eine höhere Draw-Down Phase gekommen von insgesamt, soweit ich mich richtig erinnern kann, ca. 30 Verlust-Trades in Folge. Auf die Frage „Wieso ist das so passiert?“ gab es nur Standard-Floskeln als Antworten. Diese haben mich, wie auch schon oben erwähnt, nicht zufriedengestellt.

Somit begann ich mit der Analyse und fand heraus, dass ich damals noch nicht verstanden habe, was ein System ist.

Als mir dann klar wurde, was ein System von einem Nicht-System unterscheidet, konnte ich mir meine Frage bezüglich des Draw-Downs beantworten.

Ich hatte nicht einen hohen Draw-Down aus einem System, sondern ich hatte mehrere Draw-Downs aus mehreren System die sehr stark korreliert haben. Da war Sie, die Antwort auf meine Frage.

Dies war dann auch der Knackpunkt an dem ich gesagt habe, dass ich nur noch Systeme handeln möchte. Auch an diesem Tag habe ich mich, so gut wie gar nicht mehr, mit dem diskretionären Trading beschäftigt.

Doch auch leider hat auch das System-Trading seine Contra-Punkte.

Kommen wir zum ersten großen Punkt: Die Informationsbeschaffung.

Diese ist, ganz besonders im deutschsprachigen Raum, wirklich sehr mager. Und auch wenn man mal was findet, dann ist das eher oberflächlich, als wirklich gutes Wissen.

Denn auch ein großes Problem ist, dass wenn man die falschen wissenschaftlichen Ansätze verwendet, auch das System-Trading deutlich in die Hose gehen kann. Keine Sorge, alles schon erlebt, alles schon vorgekommen.

Hat man sich aber sehr intensiv mit dem Thema beschäftigt, so wird man erkennen, dass sehr viele offene Fragen aus dem diskretionären Bereich mit quantitativen Tests entweder wissenschaftlich bestätigt oder widerlegt werden können.

Dies alles waren die Faktoren, die mich überzeugt haben, komplett in den systematischen Handel überzuwechseln.

Doch wieso existieren, obwohl, meiner Meinung nach, der systematische Handel viel effektiver ist als der diskretionäre Ansatz, viel mehr diskretionäre Trader?

Diese Frage habe ich für mich so beantwortet:

Zuallererst ist der diskretionäre Handel im deutschsprachigen Raum viel präsenter und wird auch von den Brokern mehr „gefördert“ als der reine systematische Ansatz. Es wird suggeriert, dass man als Feierabend-Trader noch hier und da ein paar Trades absetzen kann und dann läuft es so richtig. Doch wie viele Feierabend-Trader sind tatsächlich so erfolgreich? Ich persönlich kenne gar keinen.

Dann erfordert der systematische Handel ein etwas höheres Wissen an Mathematik, Statistik und vielleicht noch Ökonometrie. Und, wenn wir ehrlich sind, helfen Programmierkenntnisse enorm weiter. Diese sind nicht unbedingt erforderlich, aber helfen tun diese schon.

Dies sind alles Faktoren die erstmal abschrecken und den diskretionären Handel deutlich „attraktiver“ aussehen lässt.

Denn hier wird suggeriert, dass man nur ein paar Trendlinien zeichnen muss, ein gewisses Maß an Erfahrung sammeln sollte und dann fließt das Geld nur so aufs Depot. Doch wir wissen alle, dass das leider so nicht funktioniert.

 

Fazit

Wie man schon stark aus dem Text herauslesen konnte, favorisieren wir/ich definitiv den systematischen Handel.

Dennoch bin ich der Meinung, dass man auch im diskretionären Trading erfolgreich werden kann, wenn man einige wichtige Fundamente des System-Tradings mit in seinen diskretionären Ansatz implementiert.

Natürlich bietet solch ein Artikel nicht die komplette Übersicht. Dafür müsste der Artikel nochmal deutlich länger sein, aber ich hoffe, dass ich einen guten Einblick in mein Trading-Mindset, als auch in meine Trading-Erfahrung, gewähren konnte.

Doch bevor es zur Verabschiedung kommt, muss ich Sie leider noch mit ein wenig Marketing belästigen. Wir mögen alle keine Werbung, aber ohne diese können wir leider unseren System-Trading Online-Kurs nicht vermarkten und wir wüssten auch nicht, welchen Käse oder welche Wurst wir im Supermarkt kaufen sollen. Wie schon Henry Ford zu sagen pflegte: „Wer nicht wirbt, der stirbt“.

Wer sich intensiv mit dem Thema des System-Tradings beschäftigen will und die Fähigkeit erlernen will, wie man systematisch und auf wissenschaftlicher Basis profitable Trading-Systeme entwickwlt, für den haben den System-Trading Online-Kurs entwickelt.

Dieser beinhaltet 30 Lektionen mit 12 Stunden Video-Material. Beginnend bei den Grundlagen der Statistik, bis hin zur Monte-Carlo Simulation und Risk- und Moneymanagement.

Alle nötigen Informationen und die erste Lektion des System-Trading Online-Kurses finden Sie hier: System-Trading Online-Kurs.

So schlimm war es doch gar nicht, oder? 🙂

 

Wir wünschen Ihnen einen erfolgreichen Handel!

Mit freundlichen Grüßen aus Berlin,

Juri Ostaschov von Statistic-Trading